Passt das nach Krummsee?

Unsere Bedenken zum Lakeside Resort

Das Lakeside Resort ist nicht einfach nur ein privatwirtschaftliches Bauprojekt neben anderen: Es ist die größte Investition in der Gemeinde Malente seit vielleicht hundert Jahren. Es geht um einen massiven baulichen Eingriff und einen massiven Eingriff in den Ortscharakter von Krummsee. Ist dies mitsamt der unabsehbaren Folgen und Risiken wirklich so uneingeschränkt wünschbar? 

Ein zweites Krummsee, nur viermal so viel los


Nach den bisher bekannten Planungen wird deutlich, dass unmittelbar vor den Toren von Krummsee eine Luxusferienwohnanlage mit Hotelteil entstehen soll - mit bis zu viermal so viel Betrieb. Die Dimension wirft die Frage nach dem Erhalt des dörflichen Charakters und der Lebensqualität auf.


Die Gesamtplanung wirkt überdimensioniert und lässt entgegen einer häufigen Behauptung gar keine Kontinuität zum historischen Klinikbetrieb erkennen. Es entsteht etwas völlig Neues, das mit den Proportionen von Krummsee und seiner Umgebung nicht harmoniert. Mangels städtebaulicher Einbettung entsteht ein Kropf am Ortseingang.

Ein weiteres Indiz dafür, dass der Bauherr sein Grundstück auch im Teil des Landschaftsschutzes maximal ausnutzen möchte, ist die Errichtung der sogenannten Seehäuser zwischen Bruhnskoppeler Weg und Apfelberg. Diese definieren den Ortseingang im Norden des Peverlingsees neu und stehen dabei in keinem funktionalen Zusammenhang mit dem eigentlichen Resortbetrieb.


Von Seiten der Gemeinde scheint es inzwischen keinerlei Größenkorrektiv mehr zu geben. Und warum auch: Jeder Quadratmeter bedeutet weitere Grundsteuereinnahmen. Die Interessen von Gemeinde und Bauherr decken sich hier vollkommen, für Anwohner gibt es keine politische Vertretung. 



Die Ruine muss weg – aber um jeden Preis?


Niemand ist glücklich über die LVA-Ruine, die zwischenzeitlich zur Antiterrorausbildung der Polizei diente, aber auch immer wieder ungebetene Besucher anzieht. Die Chance, Krummsee von diesem unliebsamen 'Lost Place' zu befreien, ist verlockend. Doch dies sollte nicht das einzige handlungsleitende Motiv für die

Entscheidungsträger*innen sein. 


Vom täglichen, unmittelbaren Anblick sind nur wenige Anwohner betroffen, während die Auswirkungen von 2-jähriger Bauphase und massiv ausgeweitetem Betrieb das ganze Dorf, die ganze Umgebung, die Zukunft betreffen werden.


Die Klinik hatte 172 Betten (laut krummsee.info). Das Lakeside Resort plant 227 „Einheiten“, d.h. ein Rückschluss auf Betten bzw. Personen ist so einfach gar nicht möglich. Es werden bedeutend mehr Personen auf dem Gelände als früher sein: ein eigenes High-End-Feriendorf.


Die Klinik hatte ein überschaubares Personal: Ärzt*innen, Pflegekräfte, Therapeut*innen, Versorgung, Hausmeister etc. Bei weitem weniger als die geplanten 400 Arbeitsplätze.



Die Klinik hatte eine sehr überschaubare Anzahl (< 100) von Außenparklätzen auf zwei Flächen beidseitig des Hängebargshorstes für Mitarbeitende und Patient*innen. Das Resort baut 350 nicht-öffentliche Tiefgaragenparkplätze, 100 oberirdische, für Mitarbeiterwohnungen und Tagesgäste, d.h. 450 Parkplätze. Ein Indikator für den angestrebten Betrieb, ohne dass erkennbar ist, wo die Gäste des riesigen Seerestaurants (520 Plätze) und die Vielzahl der Selfi-Touristen parken sollen.


Die Klinik hatte so gut wie keinen Öffentlichkeitsverkehr, abgesehen von ambulanten Patient*innen oder Besucher*innen.

Das Resort plant 783 öffentliche Gastronomie-Plätze, 1 Spa und ein begehbares Dach mit Aussichtsterrasse in 45 m Höhe über dem Kellersee.


Die Patient*innen reisten überwiegend per Bahn und Shuttle-Service an – wir erinnern uns an den beigefarbenen Kleinbus. Vor Ort beschränkte sich ihr Radius auf das Klinikgelände und kürzere Spaziergänge in der Umgebung. Das Resort wird eine Klientel anziehen, die nahezu ausschließlich automobil organisiert ist.


Fazit: Der gern bemühte Vergleich mit dem Klinikbetrieb ist absolut unzutreffend, in der öffentlichen Debatte irreführend. Hier entsteht ein Betrieb, der die LVA-Dimensionen zig-fach sprengt.

 

Wer sich mit Projektbefürwortern unterhält, bemerkt, dass es sich überwiegend um ältere Personen handelt. Sie haben den LVA-Betrieb noch vor Augen, zugleich empfinden sie das ruinierte Entree zu Krummsee als „Schande“, die sie noch gern behoben wüssten.


Doch die Jüngeren werden am längsten mit dem Resort und seinen Folgen leben müssen. Ihre Stimmen sollten daher stärker gewichtet werden.

Rush Hour am Ortseingang


Wir hoffen auf gute Lösungen in der weiteren Planung. Aber nach derzeitigem Kenntnisstand zeichnet sich für uns ab, dass der Ortseingang am Hängebargshorst zum Stau-Hotspot und Krummsee zur Schleife von Parkplatzsuchenden wird: Die Tagesgäste der ca. 800 öffentlichen Restaurantplätze sowie eine Vielzahl von Socialmedia-Touristen, die kurz mal ein Selfi auf der Aussichtsplattform des Ressorts schießen wollen, teilen sich die 100 geplanten Außenstellplätze mit den dort wohnenden Mitarbeitern.


Zu Stoßzeiten und Lastspitzen werden diese bei Weitem nicht ausreichen. Einheimische – und z.B. Google Maps – werden dies erkennen und Routen über die Waldstraße vorziehen.


Dies führt zu spürbar steigenden Lärmemissionen, zu erhöhter Unfallgefahr in der Tempo-30-Zone – die Waldstraße hat keinen Bürgersteig – und einen prägenden Eingriff in den Dorfcharakter. Die Rövkampallee ist bereits heute eine stark befahrene und laute Landesstraße, eine Teststrecke für PS-Liebhaber, der Fahrradweg Richtung Malente ein Hochrisikoabschnitt.

Ein Habitat muss weichen


Das projektierte Gebiet hat derzeit knapp 60.000 m2 Waldfläche. 14.000 davon sind laut Planung zu roden, also fast ein Viertel. Ein Teil davon, um den Blick aus dem Infinity Pool auf den Peverlingsee freizuschneiden. Die Vollversiegelung wird laut Planung mehr als verdoppelt. Was heißt das für die Tier- und Pflanzenwelt am Hängebargshorst?


Ein Gutachten der Kieler BBS-Umwelt GmbH hat auf dem Gelände allein 60 Vogelarten festgestellt. Acht Fledermausarten leben in den verfallenen Klinikgebäuden. Zwei Biotope sowie der Uferbereich des Kellersees sind von der Planung direkt betroffen.

Dieser Lebensraum geht nun weitgehend verloren, wenn das alte Klinikgebäude abgetragen und Platz für den Neubau und seine zweigeschossige Tiefgarage geschaffen wird. Die bloße Präsenz von bis zu 2000 Gästen am Tag wird ihr Übriges tun, um die Tierwelt zu verdrängen. Es ist paradox: Seinen Resortgästen verspricht der Bauherr eine „Begegnung von Mensch und Natur“.


Ein Tourismus-konzept mit Erfolgs-garantie?


Touristische Großprojekte wie das OstseeResort Olpenitz zeigen es immer wieder: Auch der professionellste Projektentwickler kann sich am Markt verschätzen und vor, während oder nach dem Bau einer Großinvestition in die Insolvenz gehen. Welche Garantie haben Krummsee und die Gemeinde, dass der Projektentwickler sein Vorhaben zum versprochenen Erfolg führt? Was genau schützt uns vor der nächsten Bauruine, die dieses Mal nur um ein Vielfaches größer sein würde?


Der städtebauliche Vertrag zwischen Gemeinde und Bauherrn sieht zwar die Verpachtung des Resorts für mindestens 20 Jahre an einen „solventen“ Betreiber vor. Aber welchen Schutz bietet das, wenn einer der Vertragspartner in die Insolvenz gehen sollte?

Hinzu kommt, dass die erst 2022 gegründete Hadi Teherani Resorts GmbH bisher über keine ausgewiesene Expertise in der erfolgreichen Entwicklung, Vermarktung und dem Betrieb einer vergleichbaren Anlage verfügt, wie dies unseres Wissens nach der Fall ist. Die Wurzeln und Kompetenz der Hadi Teherani Resort GmbH liegen eindeutig in der Architektur (Hadi Teherani Architects). Der Schritt in die touristische Projektentwicklung ist anspruchsvoll. Dass dieses Experiment mit dem Megaprojekt am Hängebargshorst erstmals gelingen soll, beruhigt uns eher nicht.


Agri-PV im Landschafts-schutzgebiet?


Auch die Frage nach der Energieversorgung steht im Raum. Im Gespräch ist u.a. auch Agri-Photovoltaik. In diesem Zusammenhang wird diskutiert, ob 4-8 ha Land in der Holsteinischen Schweiz für die Errichtung solcher Anlagen genutzt werden sollten, um den Strombedarf des Resorts zu decken.


Diese mögliche Maßnahme wirft wichtige Fragen auf und erfordert eine sorgfältige Betrachtung ihrer Auswirkungen auf die Umwelt und das Landschaftsbild. 


Vor allem: Sollten wir zulassen, dass der begrenzte Vorrat von durch die Gemeinde ausgewiesenen PV-Flächen für eine unnötige Spa-Anlage verbraucht wird? Benötigen wir diese Flächen nicht eher für nachhaltigen Bürgerstrom? 


Eine neue Skyline über dem Kellersee


Um den Gästen einen atemberaubenden Ausblick zu bieten, soll das Resort in die Höhe wachsen. Das zentrale Gebäude wird die alte Klinik um mehr als 6 Meter überragen. Zusätzlich werden sieben Alleebäume der Rövkampallee gefällt, um Platz für die Fußgängerbrücke zu schaffen. Das Nordufer des Kellersees erhält dadurch eine neue Silhouette.


Über dem Wald erhebt sich eine Fassade aus Glas und Holz, die abends und in der dunklen Jahreszeit durch ihre Beleuchtung weithin sichtbar sein wird. Denn ganz oben befinden sich Gourmet-Restaurant und Skybar.


Ein deutlicher Eingriff in die historische Landschaft.


Wie landschaftsfremd starke Vertikalen in der Holsteinischen Schweiz wirken, zeigen das Malenter Intermar, die Eutiner Wilhelmshöhe oder die Wohntürme an der Plöner Ölmühlenallee. Muss und darf in Krummsee so hoch gebaut werden?